Auszahlungen beim Crypto-Bankomaten von Bity.com

Im Leitfaden zu Krypto-Währungen kaufen und verkaufen habe ich die Möglichkeit einer einfachen Ein- und Auszahlung von Krypto-Währungen über einen speziellen Krypto-Bankomaten bereits erwähnt. Nun habe ich diese Lösung einmal selbst getestet und bin hierbei leider auf einige Probleme gestoßen. Im Anschluss also meine Erfahrungen mit diesem Dienst.

Bity.com

Gemäss CoinATMRadar gibt es in der Schweiz genau 125 Krypto-ATMs (stand 5.8.2021). 38 davon allein in Zürich; 8 dieser Bankomaten gehören der Firma Bity, die ich letztendlich auch getestet habe. Zusätzlich gibt es noch Bankomaten von Värdex und Tibc, die sich zurzeit jedoch nicht in meiner unmittelbaren Nähe befinden. Värdex scheint für den Raum Zürich jedoch der dominierende Anbieter zu sein.

Bity.com besteht bereits seit 2014 und besitzt nach Angaben auf der eigenen Webseite seit 2015 ein Audit durch KPMG und entspricht entsprechend den aktuellen Geldwäscherei-Gesetzen. Der Neuenburger Handelsregister-Auszug gibt ebenfalls einen Hinweis darauf, dass KPMG der Revisor der Aktiengesellschaft ist. Es handelt sich hierbei also mit großer Wahrscheinlichkeit um einen vertrauenswürdigen Krypto-Bankomaten-Betreiber.

Vorteile eines Krypto-Bankomaten

Die Vorteile eines Krypto-Bankomaten für Kunden sind vergleichbar mit den Vorteilen eines klassischen Bankomaten: der einfache und bequeme Zugang zu Bargeld.

Für Krypto-Nutzer, die zusätzliche Privatsphäre schätzen, gibt es gem. aktueller Gesetzgebung bei einem Betrag unter CHF 1’000 weiterhin die Möglichkeit, eine Transaktion ohne vollständiges KYC durchzuführen. Dies bedeutet, dass theoretisch fast anonym Geld auf ein Krypto-Konto eingezahlt werden könnte. Praktisch gibt es jedoch auch an den jeweiligen Standorten teils Überwachungskameras, die eine vollständig anonyme Überweisung verhindern würden.

Nachteile eines Krypto-Bankomaten

Die Verfügbarkeit der Krypto-Bankomaten ist im Vergleich zu klassischen Bankomaten noch immer stark eingeschränkt. So kommen auf 125 Krypto-Bankomaten laut den SNB Statistiken etwa 7’000 reguläre Bankomaten. Dies bedeutet also, dass man sich zunächst einmal auf die Suche nach einem Krypto-Bankomaten begeben muss. Dies lässt sich jedoch vergleichsweise einfach über CoinATMRadar erledigen.

Des Weiteren ist der An- und Verkaufspreis nicht wirklich attraktiv. So weicht zum Beispiel am 5. August um 10:00 der An- und Verkaufspreis um ca. 7.5 - 8 Prozent vom Bitcoin Kurs ab. Bedeutet also: wer 1000 Franken wechselt, macht hierbei direkt einen Verlust von 75 – 80 Franken.

Zusätzlich eignet sich dieser Krypto-Bankomat lediglich für Bitcoin (BTC), Ethereum (ETH) und Monero (XMR). Viele weitere Währungen können in den meisten Fällen nicht gekauft werden, obwohl der Hersteller eine Vielzahl von Währungen in der Kompatibilitätsliste auf der eigenen Webseite aufzeigt.

Ein weiterer Nachteil, der mir erst nach dem Bezug aufgefallen ist, ist das die Kommunikation zwischen dem Bankomaten und dem Geldausgabe-Fach scheinbar nicht wirklich abgestimmt ist. So habe ich zweimal eine Bestätigung über einen Bargeldbezug erhalten, aber 0.- Schweizer Franken im Gegenzug bekommen. Der Grund hierfür ist mir noch immer nicht bekannt. Auch Bity.com weist in ihrem FAQ auf derartige Situationen hin – es scheint sich hierbei also nicht um einen Ausnahmefall zu handeln.

Auszahlungsprozess

Der Prozess am Krypto-Bankomaten ist im Prinzip ganz einfach. Auf der Webseite des Herstellers GeneralBytes befinden sich hier zusätzlich mehrere Videos.

Auf der Startseite kann ausgewählt werden, welcher Vorgang eingeleitet werden soll. So stehen etwa Kaufen («Buy Bitcoins») oder Verkaufen («Sell Bitcoins») von Kryptowährungen zur Auswahl. Zusätzlich gibt es die Möglichkeiten des Einlösens eines Tickets im Fall eines Verkaufs («Redeem Ticket») oder die Prüfung des Guthabens der eigenen Krypto-Wallet («Check Wallet Balance»).

Ich habe in meinem Fall den Verkauf gewählt, also auf «Sell Bitcoins» geklickt. Danach kann der gewünschte Betrag ausgewählt werden und eine Telefonnummer wird erfasst. Diese wird benötigt, um eine Bestätigung zu erhalten, wenn das Geld abgehoben werden kann. Dieser Schritt ist jedoch lediglich optional und kann auch einfach ausgelassen werden.

Falls mehr als 1’000.- Franken (ca. 930 Euro) ein- bzw. ausgezahlt werden sollen, werden an dieser Stelle vermutlich weitere Informationen benötigt. Diesen Schritt habe ich in diesem Fall jedoch nicht getestet.

Anschliessend gibt der Drucker einen QR-Code aus, welcher für die Überweisung genutzt werden kann. Diesen QR-Code einfach mit der Krypto-Wallet auf dem Telefon scannen und die Überweisung einleiten.

Nach einer Transaktionsbestätigung kann dann bereits das Geld am Automaten bezogen werden. Hierfür einfach über «Redeem Ticket» den QR-Code erfassen und schon sollte das Geld beim Geld-Ausgabefach erscheinen. «Sollte». Wie zuvor bereits erwähnt, hat dies bei mir nicht funktioniert.

Der Mitarbeiter von Western-Union, wo der Krypto-Bankomat stand, konnte mir auch nicht weiterhelfen. Deshalb habe ich mich letztlich an den auf der Quittung vermerkten Support gewandt.

Support durch Bity.com

Nachdem ich das Geld nicht erhielt, musste ich mich wohl oder übel an den Support wenden; gedanklich hatte ich mich bereits mit einem mehrmonatigen Hin- und Her abgefunden. Überraschenderweise war der Support von Bity.com jedoch super flink. 14:19 Uhr habe ich die Mail abgeschickt. Am Ende des Tages war das Problem nach drei Mails auch schon gelöst und mir wurden am nächsten Tag 600.- Franken auf meinem privaten Bank-Konto gutgeschrieben. Ich war positiv überrascht.

Der Support-Mitarbeiter gab mir zwei Optionen. Entweder einen neuen Code, um den Vorgang nochmals zu versuchen oder eine Banküberweisung. Da mir das ursprüngliche Problem nicht bekannt war, habe ich mich letztendlich für die Banküberweisung entschieden. Ich wäre sonst das Risiko eingegangen, erneut zum Krypto-Bankomaten zu gehen und wieder mit leeren Händen dazustehen.

Fazit

Trotz des guten Supports von Bity.com würde ich persönlich wahrscheinlich nie mehr wieder einen Krypto-Bankomaten benutzen. Die Nachteile überwiegen hier einfach und die Geräte sind qualitativ weit entfernt von dem, was man von einem klassischen Bankomaten-Anbieter gewohnt ist (z.B. NCR).

Die besten Optionen sind für mich weiterhin die Transaktion über eine Wechselstube oder die Konvertierung über die hauseigene Bank. P2P Transaktionen sind eine weitere Möglichkeit, die ich gerne noch einmal testen möchte.

Vielleicht good news, dass bald NCR in dem Spiel mitspielt: